Erfahrungen & Bewertungen zu Lektorin Christine Rödl

Die Rohfassung ist fertig und nun sollst du dein Manuskript überarbeiten. Die Frage ist nur: Wie? In diesem Blogartikel zeige ich dir Schritt für Schritt, wie du dabei vorgehen kannst.

Bei der Überarbeitung gibt es viele einzelne Punkte zu beachten. Plot, Figuren, Spannungsbogen, Stil, Sprache und vieles mehr. Doch wo genau sollst du anfangen? Auf was musst du achten? Und woher weißt du, dass du fertig bist? Die Antworten auf diese Fragen findest du in diesem Artikel.

Warum du deinen Roman überarbeiten musst

Kein Manuskript ist von Anfang an perfekt. Eine Rohfassung ist nun mal genau das: roh. Egal, wie lange ein:e Autor:in schon schreibt. Fehler und unschöne Formulierungen werden sich immer einschleichen. Deshalb ist es auch so wichtig, dass du dein Buch mehrmals überarbeitest. Ja, richtig gehört: mehrmals.

Wenn du Leser:innen begeistern willst, ist die Überarbeitung deiner Geschichte unumgänglich. Denn nur, wenn dein Text die richtigen Emotionen auslöst, deine Figuren nachvollziehbar handeln, Stil und Sprache stimmen, der Plot wirklich funktioniert, die Spannung on Point ist, die Dialoge lebensecht klingen und die Fallhöhe hoch genug ist, wirst du die Leser:innen überzeugen und begeistern.

Damit deine Geschichte das alles kann, musst du sie nach dem Schreiben noch mehrmals überarbeiten. Das klingt ziemlich kompliziert und anstrengend, oder? Muss es aber nicht sein.

Unterschied von Verlag zu Selfpublishing

Wer im Selfpublishing veröffentlicht, muss, wie der Name schon sagt, sehr viel selbst machen. Und wer im Verlag veröffentlichen will, kann sich darum das Überarbeiten sparen, oder? Falsch!

Kein Verlag will eine Rohfassung. Auch nicht, wenn die Idee noch so originell ist. Der Arbeitsaufwand und die damit verbundenen Kosten, aus einer Rohfassung ein druckfertiges Manuskript zu machen, sind einfach zu hoch. Außerdem könnte es auch ein Zeichen dafür sein, dass du nur wenig kooperativ bist, sollten Änderungen vorgeschlagen werden.

Und beim Selfpublishing? Auch hier gilt es, den Text so weit selbst zu überarbeiten, wie es dir möglich ist. Denn je größer der Aufwand bei Lektorat und Korrektorat, desto teurer wird es am Ende auch für dich.

Wie fängt man mit der Überarbeitung an?

Wenn du gerade erst Ende unter die Rohfassung geschrieben hast und dich jetzt schon darüber schlau machst, wie du deinen Roman überarbeiten kannst, ist das ziemlich vorbildlich. Und dagegen spricht auch erstmal gar nichts. Denn dann kannst du direkt mit dem allerersten Schritt loslegen:

Manuskript ruhen lassen

Bevor du dich direkt in die Textarbeit stürzt, musst du erst einmal Abstand zu deiner Geschichte gewinnen. Ich weiß, das ist alles andere als leicht. Vor allem, wenn du für sie brennst. Aber genau das ist auch das Problem.

Im Moment steckst du noch tief zwischen den Handlungssträngen und kennst die Figuren besser als einige deiner Familienmitglieder. Ein objektiver Blick auf deine Geschichte ist dir damit unmöglich. Wie sollst du Plotlöcher, fehlende Erklärungen oder andere Unstimmigkeiten ausfindig machen, wenn du alles über deine Buchwelt und Geschichte weißt?

Darum solltest du im ersten Schritt der Überarbeitung dein Manuskript erstmal zur Seite legen und ein wenig Abstand gewinnen. Nutze die Zeit ruhig, um zu feiern. Du hast schließlich gerade einen großen Meilenstein erreicht: Du hast die Rohfassung abgeschlossen.

Bonustipp: Bevor du Änderungen in deinem Manuskript vornimmst, erstelle dafür eine Kopie der Rohfassung. Wiederhole das vor jedem Durchgang. Dadurch geht im Fall der Fälle nichts verloren und du kannst auch nach mehreren Überarbeitungsdurchgängen noch nachvollziehen, was sich wann geändert hat.

Inhalt deines Romans überarbeiten

Hast du deine Rohfassung lang genug ruhen lassen, geht es endlich los mit der Überarbeitung. Bevor du Rechtschreibung und Grammatik prüfst, ist erst einmal der Inhalt dran. Denn wenn sich an diesem noch etwas ändert (und die Wahrscheinlichkeit ist ziemlich hoch), ändern sich auch noch einmal deine Sätze und die Grammatikprüfung war umsonst.

Lesen und kommentieren

Öffne deine Rohfassung (oder besser eine Kopie davon) und lies sie einmal komplett von der ersten bis zur letzten Seite. Falls du an manchen Stellen kleine Fehler entdeckst (Wort vergessen, Buchstabenverdreher) darfst du sie ausbessern. Aber dein Fokus sollte viel mehr auf den Geschehnissen der einzelnen Szenen liegen. Verliere dich auf keinen Fall in einer Korrektur, sonst übersiehst du womöglich viel größere Fehler.

Lies dein Manuskript Szene für Szene und Kapitel für Kapitel laut vor. Hier eine grobe Liste aller Punkte, die du kontrollieren solltest:

    • Gibt es Stellen, an denen die Geschichte den roten Faden verliert?
    • Handlungsstränge, die du unterwegs verloren hast?
    • Verbiegen sich Figuren, damit der Plot funktioniert?
    • Verhalten sie sich nachvollziehbar?
    • Hat jede Szene ihren eigenen Spannungsbogen?
    • Sind manche von ihnen überflüssig?
    • Stehen Figuren zweimal hintereinander auf, ohne sich dazwischen wieder hinzusetzen? Oder Ähnliches?
    • Wirken manche Absätze oder Szenen holprig?
    • Passt die Erzählperspektive zur Szene?
    • Hast du die Perspektive auch immer eingehalten, oder hast du so versucht, Logikfehler zu kaschieren?

Nutze die Kommentarfunktion deines Schreibprogramms, um dir die jeweiligen Stellen zu markieren. Schreibe dazu, was dir aufgefallen ist. Markiere sie auch, wenn du nicht direkt benennen kannst, was dich stört.

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Szeneninhalte zusammenfassen

Mache nach jedem Kapitel eine kurze Pause und fasse die einzelnen Szenen deiner Geschichte in ein bis zwei Sätzen zusammen. Was passiert in der Szene? Warum ist sie wichtig? Ein wenig so, wie bei der Schneeflockenmethode.

Ordne die Szenen den jeweiligen Kapiteln zu, damit du weißt, wann in deiner Geschichte was passiert. Wenn du alle Szenen zusammengefasst hast, ist es an der Zeit, die Romanstruktur zu kontrollieren. Sitzen alle Szenen wirklich dort, wo sie hingehören? Musst du die Reihenfolge anpassen? Gibt es Wiederholungen, die gestrichen werden müssen? Können Szenen zusammengefasst werden?

Inhalt des Manuskripts überarbeiten

Nutze die Kommentare, die du eingefügt hast, und überarbeite dein Manuskript damit Stück für Stück. Sorge dafür, dass deine Geschichte sich an ihren roten Faden hält und die Charaktereigenschaften deiner Figuren auch gezeigt werden. Verrücke Szenen, wenn sie an eine andere Stelle besser passen.

Es kann sein, dass du größere Änderungen an deiner Geschichte vornehmen musst. Vielleicht sogar dazu gezwungen bist, mehrere Kapitel umzuschreiben oder zu löschen. Das ist im Überarbeitungsprozess ganz normal und heißt nicht, dass du ein:e schlechte:r Autor:in bist. Wichtig ist nur, dass du keine faulen Kompromisse eingehst, unter denen deine Geschichte am Ende leiden muss.

Du hast an der ein oder anderen Stelle ein Problem gefunden, das du nicht allein lösen kannst? Dann hol dir Unterstützung. Sprich mit anderen Autor:innen oder lass dich von mir beraten. Das geht entweder in einem einmaligen Termin oder wir treffen uns regelmäßig in Videocalls und ich unterstütze dich Schritt für Schritt bei der Überarbeitung und stehe für deine Fragen zur Verfügung. Alternativ kann dir auch eine Plotanalyse helfen.

Stil prüfen und Manuskript überarbeiten

Hast du den Inhalt angepasst, geht es weiter mit dem Stil. Und wie auch der vorherige Überarbeitungsdurchgang, beginnt auch dieser damit, dass du das überarbeitete Manuskript einmal laut vorliest. Arbeite wieder mit Kommentaren, damit du dich nicht so schnell ablenken lässt und zum Beispiel Wiederholungen leichter aufspüren kannst.

Statt das gesamte Manuskript auf einmal zu lesen, solltest du diesmal lieber Kapitel für Kapitel durchgehen. Dadurch teilst du deinen Roman in kleinere Häppchen auf, an denen du jeweils intensiv arbeiten kannst.

Show, don’t tell

Nichts ist langweiliger als ein Text, in dem ausschließlich oberflächlich beschrieben wird, was geschieht. Damit die Leser:innen das Gefühl haben, näher an den Ereignissen dran zu sein, solltest du auf Show, don’t tell setzen.

Show, don’t tell bedeutet, zu zeigen, statt zu erzählen. Das reicht von einfachen Gefühlen bis hin zu Ereignissen. Wie du Show, don’t tell umsetzt, kannst du hier nachlesen.

Spannung erzeugen

Egal, wie unfassbar gefährlich oder krass die Situation auch sein mag, in die du deine Hauptfigur bringst: Wenn du die Szene nicht spannend schreibst, wirkt sie auch nicht spannend. Denn Spannung erzeugst du durch den richtigen Stil.

Kurze Sätze beschleunigen das Tempo. Aktive Sätze reißen deine Leser:innen mit sich. Wie du all das anwenden kannst, erfährst du in meinem Blogartikel Spannend schreiben.

Den Text auf den Punkt bringen

Es gibt so einiges, was einen Absatz holprig wirken lässt. Neben offensichtlichen Dingen, wie umständlichen Beschreibungen, langen Schachtelsätzen oder Wortwiederholungen, gibt es aber noch ein paar Punkte, die du ebenfalls auf dem Schirm haben solltest:

  • Füllwörter, z.B. „also“, „fast“, „vielleicht“ usw.
  • überflüssige Adjektive, z.B. „laut“ in Kombination mit „schreien“, denn ein Schreien ist in der Regel immer laut
  • Synonyme nutzen, die auch wirklich zur Situation passen
  • nur Sprechverben als Inquit-Formeln verwenden
  • richtige Betonung von Ereignissen
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Rechtschreibprüfung

Bevor du dein Manuskript aus der Hand gibst, solltest du die Rechtschreibung und Grammatik prüfen. Selbst, wenn du darin nicht sonderlich gut sein solltest. Du musst (noch) kein professionelles Korrektorat durchführen lassen, aber es wäre mehr als unhöflich, deinen Testleser:innen eine Geschichte voller Tippfehler zu übergeben.

Nutze die Rechtschreibprüfung deines Schreibprogramms oder zusätzliche Plugins wie LanguageTool. Um verschluckte Wörter aufzuspüren, kannst du dir dein Manuskript auch vorlesen lassen. MS Word hat dazu zum Beispiel eine extra Funktion.

Zusammenarbeit mit Testleser:innen

Wenn du diesen Punkt erreicht hast, hast du schon eine Menge geschafft. Aber jetzt ist es an der Zeit, dein Manuskript zum ersten Mal aus der Hand zu geben. Wichtig ist nur, dass du die richtigen Personen dafür auswählst.

Achte darauf, dass deine Testleser:innen auch etwas vom Schreiben und von Geschichten deines Genres verstehen. Es können zum Beispiel angehende Autor:innen sein oder Vielleser:innen. Verlasse dich auf keinen Fall auf Familienmitglieder oder deine besten Freund:innen.

Du kannst auf Social Media nach Testleser:innen suchen oder du nutzt den Discord-Server vom Zeilenschlinger Podcast.

Absprachen mit Testleser:innen

Damit deine Testleser:innen auch wissen, worauf sie genau achten sollen, musst du es ihnen von Anfang an sagen. Bereite eine Liste und einen Fragebogen für sie vor. Letzteren sollen sie natürlich erst am Ende ausfüllen. Die Liste sollte alles beinhalten, was sie beim Lesen im Blick behalten sollten.

Lege außerdem Regeln fest, wie zum Beispiel, dass du den Einsatz von generativer KI wie ChatGPT nicht erlaubst. Gebe außerdem einen klaren Zeitrahmen vor, indem die Testlesung stattfinden soll.

Testleser:innen-Feedback einarbeiten

Sobald die Testleserunde beendet ist, geht es weiter mit der Überarbeitung. Prüfe die Rückmeldungen, die du bekommen hast, und überarbeite dein Manuskript ein weiteres Mal anhand des Feedbacks.

Es kann durchaus sein, dass nicht jeder Kommentar hilfreich oder sinnvoll ist. Achte darauf, was der Großteil der Testlesenden angesprochen hat, und prüfe Einzelfälle genau.

Manuskript überarbeitet – und nun?

Je nachdem, welchen Weg du mit deinem Roman einschlagen möchtest, gibt es nun einige Dinge zu tun. Entweder, du wählst das Selfpublishing und suchst dir ein passendes Lektorat und danach ein Korrektorat, oder du bereitest eine Bewerbung mit Anschreiben, Exposé und Leseprobe für eine Literaturagentur oder einen Verlag vor. Nimmt ein Verlag dein Manuskript an, kümmert er sich anschließend um Lektorat und Korrektorat.

Der Weg ins Selfpublishing

Beim Selfpublishing kannst du dir aussuchen, mit welchen Dienstleister:innen du zusammenarbeiten möchtest. Es beginnt mit dem Lektorat. Suche dir eine Lektoratsperson, mit der du dich wohlfühlst und die dich wirklich weiterbringen kann. Worauf du dabei achten musst, habe ich dir in diesem Blogartikel zusammengefasst.

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Nach ein oder zwei Lektoratsdurchgängen geht es weiter mit dem Korrektorat. Suche dir auch dafür wieder eine:n passende:n Dienstleister:in. Im besten Fall nicht die gleiche Person, die bereits deine Geschichte lektoriert hat. So vermeidest du Betriebsblindheit.

Der Weg in den Verlag

Um in einem Verlag veröffentlichen zu können, musst du erst einmal deine Bewerbungsunterlagen vorbereiten. Je nach Verlag (oder Agentur) können diese ganz unterschiedlich aussehen. Informiere dich also vorher entsprechend.

Um deine Chance zu erhöhen, kannst du dein Exposè vorab prüfen und die Leseprobe lektorieren lassen. Viele freie Lektor:innen (wie zum Beispiel ich) bieten das an. Falls du mit mir zusammenarbeiten willst, schreibe mir hier eine Nachricht.