Show, don’t tell ist wohl der bekannteste und wichtigste aller Schreibtipps. Es geht darum, Geschehnisse nicht nur zu erzählen, sondern auch zu zeigen, damit die Leser:innen tiefer in die Geschichte gezogen werden. Wie du Show, don’t tell umsetzt, verrate ich dir in diesem Blogartikel.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Show, don’t tell?
Übersetzt bedeutet “Show, don’t tell” einfach nur “Zeigen, nicht erzählen”. Und genau das ist damit auch gemeint. Du sollst Gefühle und Handlung nicht nur oberflächlich beschreiben, sondern den Leser:innen das Gefühl geben, live dabei zu sein. Dadurch wird die Geschichte direkt spannender und deine Leser:innen werden tiefer in die Geschichte gezogen.
Damit du es dir besser vorstellen kannst, hier mal ein Beispiel:
Variante 1: „Das werde ich auf keinen Fall tun!“, sagte sie wütend.
Variante 2: „Das werde ich auf keinen Fall tun!“, fauchte sie und ballte die Hände zu Fäusten.
Im Grunde sagen beide Varianten dasselbe aus. Trotzdem hinterlassen sie unterschiedliche Wirkungen.
Die Grenzen von Show, don’t tell
Auch wenn es “Show” heißt, befinden wir uns noch immer in einem Text und können somit theoretisch nichts direkt zeigen, sondern nur erzählen. Die Regel widerspricht sich also ein wenig.
Obwohl Worte abstrakt sind und somit nichts zeigen können, können sie trotzdem Emotionen und Assoziationen erwecken. Und dadurch wiederum können sie die Fantasie der Leser:innen in die richtige Richtung lenken.
Das Ziel von Show don’t tell: Deinen Text weniger abstrakt machen.
Mach es den Leser:innen so einfach wie möglich, die richtigen Bilder zu deiner Geschichte in ihrem Kopf selbst zu produzieren.
Gründe für Show, don’t tell
Es gibt viele gute Gründe, warum Show don’t tell eines der wichtigsten Handwerkszeuge für Autor:innen ist. Mit Show zauberst du nicht nur Bilder in die Köpfe der Leser:innen, sondern kannst auch einen Bruch in der Perspektive verhindern.
Du kannst mit Show, don’t tell Erklärungen vereinfachen oder sie dir ganz sparen. Dadurch kannst du Infodump umgehen und Rückblenden abkürzen oder ganz vermeiden. Auch deine Buchwelt kannst du so ohne langatmige Erklärung zeigen. Und schließlich auch die Eigenheiten deiner Figuren besser darstellen.
Wie geht Show, don’t tell?
Show, don’t tell umsetzen ist gar nicht so schwer, wie du vielleicht glaubst. Halte dich einfach immer an folgenden Grundsatz: Behaupte nicht nur, dass etwas ist, wie es ist, sondern zeige es!
Damit du das auch umsetzen kannst, stelle dir die einzelnen Szenen wie in einem Film vor. Die Protagonistin würde doch nie einfach nur sagen „Ich bin wütend!“, oder? Die Schauspielerin würde die Emotion auf verschiedene Art und Weise darstellen.
Diese Art von Darstellung braucht es aber nicht nur für Gefühle. Stelle dir bei jeder deiner Szenen einfach vor, wie sie gespielt aussehen würde. Und wie dort alles gezeigt werden würde. Mit diesem Wissen musst du die Szenen dann auch schreiben.
Emotionen darstellen
Die Figuren in deiner Geschichte durchleben sicherlich einige Emotionen. Sie sind mal traurig, mal wütend, mal fröhlich, mal am Boden zerstört. All diese Emotionen lassen sich auch mit Mimik und Gestik zeigen und können so u.a. auch Dialoge auflockern. Hier mal zwei Beispiele:
Deine Figur Angst zeigen lassen
Es gibt viele Formen von Angst. Und es gibt viele Reaktionen, die deine Figuren darauf zeigen können. Hier mal eine kleine Auswahl:
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- zittern
- erstarren
- Herz schlägt schneller oder setzt vor Schreck glatt einen Schlag aus
- Schweiß bricht aus
- Magen verkrampft sich
Deine Figur Freude zeigen lassen
Wie wir Freude zeigen, hängt davon ab, worüber wir uns freuen und welche Charaktereigenschaften wir haben. Auch unsere Umgebung kann darauf Einfluss nehmen. Hier mal eine kleine Auswahl, die du nutzen kannst:
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- strahlen oder grinsen
- ein Lied pfeifen/summen oder vor sich hin singen
- tanzen statt gehen
- die Freude hinausrufen
- lächeln oder dankbar nicken
Charaktereigenschaften zeigen
Viele Autor:innen neigen dazu, den Leser:innen Informationen zu den Figuren auf dem Silbertablett zu servieren. Eine Figur tritt auf und schon wird in einem Nebensatz erwähnt, wie eingebildet, grausam oder unehrlich eine Figur ist.
Statt das alles nur zu behaupten, solltest du genau das in Situationen immer wieder zeigen. Die Leser:innen werden es dann schon selbst feststellen. Außerdem wird dir so eher auffallen, wenn sich eine Figur anders verhält, als sie eigentlich sein sollte.
Show, don’t tell bei Beschreibungen nutzen
Deine Hauptfigur betritt einen Raum und schon ratterst du die komplette Beschreibung des Zimmers herunter. Da steht ein Tisch aus Mahagoni, ein flauschiger, rosa Teppich liegt auf dem Boden und auf dem riesigen Bett liegt eine weiche Decke.
Ich frage mich da direkt: Woher weiß denn die Figur, dass die Decke tatsächlich so weich ist?
Aber was noch viel wichtiger ist: Lass die Figur den Raum doch erkunden. Sie schreitet über den rosa Teppich, sinkt mit jedem Schritt etwas ein. Sie streift mit der Hand über das glatte Mahagoniholz des Schreibtischs und setzt sich schließlich auf die Bettkante. Wie unglaublich weich die Decke doch ist! Am liebsten würde sich deine Figur direkt einkuscheln.
Merkst du den Unterschied?
Hilfestellung für einzelne Szenen
Auch mit all dem theoretischen Wissen, ist es nicht immer einfach, Show, don’t tell umzusetzen. Weißt du nicht, wie du etwas Bestimmtes zeigen kannst, oder fällt es dir schwer abzuwägen, wo es noch an Show mangelt? Dann hol mich in dein Team!
Im Lektorat streiche ich dir die Stellen an, an denen es noch an Show mangelt, und mache dir Vorschläge, wie du etwas besser zeigen kannst. Oder du holst mich schon während deiner Überarbeitung ins Boot und lässt dich von mir in einer Schreibbegleitung beraten.