Erfahrungen & Bewertungen zu Lektorin Christine Rödl

Ein gutes Ende zu schreiben, ist gar nicht so leicht. Es soll den Leser:innen im Kopf bleiben und dafür sorgen, dass sie direkt den nächsten Band der Reihe oder dein nächstes Buch lesen wollen. Damit das funktioniert, muss das Ende zu deinen Leser:innen passen.

Jede:r Leser:in hat andere Vorlieben. Die einen lieben Happy Ends, andere hassen sie. Die einen freuen sich über ein offenes Ende, andere macht so etwas wahnsinnig. Das perfekte Ende für jeden zu schreiben, ist darum nicht möglich. Was du beachten musst, damit das Ende deiner Geschichte trotzdem gut wird, erfährst du in diesem Blogartikel.

Happyend ≠ gutes Ende

Wie stehst du zu Happy Ends? Bilden sie für dich grundsätzlich das perfekte Ende einer Geschichte? Dann möchtest du mir gerade vermutlich widersprechen. Aber du wirst gleich sehen, was ich damit meine:

Stell dir eine Geschichte vor, bei der du nach den ersten vier Kapiteln bereits problemlos erahnen kannst, wie das Ende aussehen wird. Je weiter du liest, desto offensichtlicher wird es. Und tatsächlich: Am Ende wird ein minimalistischer Konflikt überwunden und alles löst sich in Wohlgefallen auf.

So happy dieses Ende auch ist, es ist auch furchtbar langweilig.

Ein gutes Ende muss nicht gut enden

Was vielleicht etwas widersprüchlich klingt, ist eigentlich komplett logisch. Auch ein bittersüßes Ende, oder eines, in dem die Hauptfigur scheitert oder sogar stirbt, kann Leser:innen begeistern. Wichtig ist dabei aber vor allem eines: Es muss gut geschrieben sein.

Wenn die Hauptfigur scheitert, dann bitte nicht, weil sie offensichtliche Auswege übersehen hat oder weil plötzlich ein neuer Bösewicht aufgetaucht ist, der die Hauptfigur einfach erledigt. Diese „billigen“ Lösungen sorgen bei den Leser:innen nicht nur für Frust, sondern wird sie in Zukunft auch einen großen Bogen um deine Bücher machen lassen.

Wann ist ein Ende ein gutes Ende?

Es gibt Geschichten, deren Enden uns überraschen, ärgern, entspannen, langweilen oder in den Wahnsinn treiben. Es gibt unzählige Emotionen, die ein Ende in uns auslösen kann. Aber welche dieser Emotionen sorgt dafür, dass die Geschichte ein gutes Ende hat? Ein Ende, an das wir uns gerne zurückerinnern? Ein Ende, das uns im Kopf bleibt?

So unterschiedlich wie die Menschen sind, sind auch ihre Vorlieben beim Lesen und bei Enden. So einfach lässt sich das also gar nicht beantworten. Was ein Ende aber immer sein sollte, ist befriedigend. Und zwar für die Leser:innen deiner Zielgruppe.

Erwartungen an das Ende

Je nachdem, in welchem Genre du schreibst, musst du auf die jeweiligen Erwartungen deiner Leser:innen achten. Bei einem sommerlichen Liebesroman erwarten viele Leser:innen zum Beispiel ein Happy End. Bekommen sie das nicht, werden sie enttäuscht. Und egal, wie gut der Roman auch war: Das enttäuschende Ende wird hängen bleiben.

Noch ein Beispiel: Bei einem High Fantasy Roman, bei dem die Hauptfigur am Ende die große Schlacht ohne auch nur einen einzigen Kratzer übersteht oder (noch schlimmer) überhaupt nicht wirklich mitkämpft, sondern am Ende nur die Lorbeeren einheimst, werden viele Leser:innen nicht nur enttäuscht, sondern auch wütend sein. Und gerade am Ende eines Buches, kann sowas schnell zu negativen Rezensionen führen.

Überlege dir gut, welche Erwartungen die Leser:innen deines Genres an das Ende eines Romans haben. Lies dazu Romane deines Genres und analysiere die Enden. Und dann mach deine Leser:innen glücklich.

Offene Enden schreiben

Ich bin persönlich kein großer Fan von offenen Enden. Wenn du also gerne solche schreibst, gehöre ich offensichtlich nicht zu deiner Zielgruppe. Natürlich habe ich trotzdem einen wichtigen Tipp für dich:

Ein offenes Ende darf nicht so wirken, als hättest du nicht einfach nur keine Lust gehabt, dir ein Ende auszudenken, oder als hättest du keine Lösung für die Probleme der Figuren gefunden. Lässt du zu viele Fragen und Konflikte offen, kann genau dieser Eindruck schnell entstehen und wir wären wieder bei einer „billigen“ Lösung.

Banner Online-Workshop Feinschliff I "Schraube am Inhalt deiner Geschichte, bis alle Zahnräder perfekt ineinander greifen!" Hier klicken um dich anzumelden!

Wie schreibt man ein gutes Ende?

Aber was musst du denn nun beachten, um ein gutes Ende für deinen Roman zu schreiben? Hier habe ich 3 Tipps für dich, die du dafür unbedingt beherzigen solltest:

Offene Fragen und Konflikte lösen

Damit das Ende für deine Leser:innen befriedigend ist, solltest du darauf achten, alle offenen Fragen und Konflikte, die sich im Laufe der Geschichte entwickelt haben, aufzulösen. Gib deinen Leser:innen endlich die Antworten, auf die sie so lange gewartet haben. Und pass auf, dass du dabei keinen Handlungsstrang vergisst.

Ausnahme: Bei Mehrteilern dürfen am Ende noch ein paar der Konflikte und Fragen offenbleiben oder neu entstehen.

Vermeide Deus ex Machina

Deus ex Machina ist griechisch und bedeutet „Gott aus der Maschine“. Früher wurde damit das Auftauchen einer Gottheit mit Hilfe einer Bühnenmaschinerie bezeichnet. Heute wird der Begriff genutzt, wenn Autor:innen mit „zufälligen“ Ereignissen die Geschichte in die gewünschte Richtung lenken oder an bestimmten Stellen das Glück eine zu große Rolle spielt.

Du solltest die Konflikte in deiner Geschichte nicht lösen, indem der Bösewicht zufällig von einem Meteoriten getroffen wird, ein Fremder grundlos Hilfe anbietet oder der Antagonist viel Pech und die Hauptfigur viel Glück hat.

Mach es spannend

Der Höhepunkt deiner Geschichte sollte auch ein Höhepunkt sein. Die Spannung sollte, je nach Genre, stärker oder schwächer, spürbar sein. Deine Leser:innen müssen das Gefühl haben, dass tatsächlich etwas Wichtiges auf dem Spiel steht.

Der Höhepunkt braucht einen starken Konflikt, der sich nicht mit einem einfachen Fingerschnippen lösen lässt. Stell deine Hauptfigur wirklich vor eine große Herausforderung und achte dabei darauf, dass die Lösung nicht offensichtlich ist. Wenn deine Hauptfigur zwei Stunden lang rätselt, was 1 + 1 ist, werden deine Leser:innen sie nicht länger ernst nehmen können.

Das gleiche gilt für die Auflösung: Füge die Puzzleteile Stück für Stück aneinander, bis sich das große Ganze ergibt. Und zwar so, dass es für deine Leserinnen weder vollkommen offensichtlich, noch an den Haaren herbeigezogen wirkt.